Es war ein Bilderbuch-Wochenende in Berlin – nicht nur was das Wetter angeht, auch das Rahmenprogramm stimmte: planmäßige Anreise am frühen Freitagmorgen im ICE ab Essen mit Chauffeurservice zum Bahnhof, Unterbringung im 5-Sterne-Hotel „Interconti“, eindrucksvolle Bootstour am durch das nächtliche Berlin mit anschließendem koreanisch-spanischen Essen, Spazierengehen auf dem sonnenbeschienenen Ku-Damm, großes Menü im Prime-Rib-Restaurant „Wilsons“ und Schlummertrunk in der hoteleigenen „Marlene-Bar“ und eine fast problemlose Heimfahrt im eigenen Intercity-Abteil. Und zwischendurch immer erfolgreicher Kampf gegen die drohende Dehydrierung.
Ach ja – Billardspielen war ja auch noch…
Und das begann am Samstag um 14 Uhr ziemlich holprig im nach wie vor von Marcel Manasse geführten Vereinslokal des Tabellenersten BC International.
Vor zahlreichen Zuschauern musste in der ersten Runde Torsten Anders gegen den Koreaner Sung Jin Kown antreten, der mit einem GD von gut 1,1 bislang ungeschlagen war. Der Koreaner stellte auch eindrücklich unter Beweis, dass er nicht nur Opern-Arien singen, sondern auch Billard spielen kann. Er wehrte sich nach Kräften, in der Spielmitte stand es unentschieden und bis zum Ende hatte Anders redlich Mühe, unter Verzicht auf größere Serien (HS 3) einen Vorsprung zu erkämpfen und letztlich 40 : 31 in 40 Aufnahmen zu gewinnen.
Noch enger ging es im Match von Stefan Dirks gegen Karsten Witte zu. Auch hier zur Halbzeit noch in etwa Gleichstand, dann erkämpfte sich Witte, angespornt vom Jubel der Zuschauer, eine klare Führung von 7 Punkten. Beim Stand von 32 zu 39 der erste Matchball für den Berliner – knapp vorbei. Aber Dirks kam, es stand 34 zu 39 in 46, dann 36 zu 39, als Witte erneut einen Matchball press vorbei spielte. 37 : 39, der Berliner ließ den 4. Matchball aus und Dirks machte mit 40 : 39 dem grausamen Spiel ein Ende. Den Nachstoß verfehlte Witte nicht, Endstand mäßige 40 : 40 in 50.
Die zweite Halbzeit sollte weniger nervenaufreibend sein – dachten alle. Vor allem weil Eddy Merckx, frisch eingeflogen aus Amsterdam, gegen Norbert Röstel mal eben mit 7 und 8 startete und am Nebentisch Henk Habraken gegen Cengiz Karaca schnell mit 8 : 2 in Führung ging. Doch während Eddy mit 30 : 14 in 11 Aufnahmen in die Pause gehen konnte, hatte es unser Holländer gegen den Berliner Türken schwer: Dieser konnte mit einer 9er Serie das 19 : 19 herstellen und sich nach der Pause mit einer weiteren 8er Serie eine 29 : 25 –Führung erkämpfen.
In der Zwischenzeit hatte Merckx einen Ball vom Tisch geschossen
und mal eben mit 40 : 24 in 20 Aufnahmen ausgemacht. Unser Holländer konnte leider nicht verhindern, dass Karaca bis auf 10 Punkte Vorsprung davonzog und dann auch die Partie in der 33. Aufnahme beendete. Habraken machte noch 4 Bälle im Nachstoß, aber das reichte leider nicht. Endstand 35 : 40 in 33 Aufnahmen. Das glücklich erzielte Gesamtergebnis von 5 : 3 reichte aber aus, um die Velberter als Tabellenführer in das zweite Hauptstadt-Match bei der Billardakademie zu schicken.
Dort wartete am Sonntag der Selahattin Yigit auf Philipp Leu (Dirks mußte Pause machen, weil ihm ständig die Oberteile aus der verschlissenen Queuetasche rutschten :-). Leu ließ dem Türken keine Chance, führte zur Pause 26 : 20 und beendete die Partie souverän in 40 : 31 in 35. Durchschnitt zwar nur knapp 0,89, aber eine schöne Konzentrations-Leistung von Philipp Leu, der mit diesem Sieg auch unter Beweis stellte, dass er in der Bundesliga zu Recht seinen Platz hat
Torsten Anders begann seine Partie gegen Dieter „Didi“ Semmler in bekannter Manier mit zweimal 3 Punkten in gefühlten 45 Sekunden, lag aber in der zweiten Aufnahme schon 6 : 8 hinten und war sichtlich überrascht von dem selbstbewusst auftretenden Berliner, der schon in der dritten Aufnahme 6 : 11 führte. Zur Halbzeit stand es 14 : 23 in 22 – und Anders haderte mit sich, dem Material, kleinen Boutagen und ständig hauchdünn vorbei gespielten Bällen. Dann riss er sich aber noch einmal zusammen, holte in einer Schwächephase von Semmler auf, spielte eine schöne 9er Serie und erreichte mit 35 : 35 den Gleichstand. Die Velberter vor Ort und die live zugeschalteten Fans im Whats-App-Chat hofften und zitterten. Doch Semmler machte seinem Namen alle Ehre und holte mit kräftigen Stößen die letzten fünf Punkte. Endstand 40 : 35 in 47 Aufnahmen.
Zwischenstand in der ersten Halbzeit 2 : 2, das hatte man sich deutlicher vorgestellt. Doch dann kamen die Ausländer zum Zug: Henk Habraken fertigte Lukas Stamm kurzerhand in 40 : 21 in 29 Aufnahmen ab, wobei ihm sicher auch zugute kam, dass das Berliner Jungtalent sichtlich beeindruckt von dem erfahrenen Holländer war und Henk durch die Niederlage vom Vortag noch etwas Wut im Bauch hatte. Sein Durchschnitt von 1,38 in der Partie spricht eine klare Sprache.
Ähnlich deutlich verlief die Partie am Nebentisch, wo sich der gegen Altstar Jürgen Kühl entschlossen auftretende Eddy Merckx zwar nicht verkneifen konnte, erneut eine Kugel unter die Zuschauer zu befördern, aber schnell in Führung ging und diese auch nicht mehr abgab. Er ging trotz zwei 6er-Serien von Kühl mit 30 : 23 in 17 Aufnahmen in die Pause, Kühl kam in der 18. Aufnahme nochmal bis auf 32 : 27 heran, doch der Weltmeister beendete die Partie dann problemlos mit 40 : 31 in 22 Aufnahmen. Gesamtergebnis 2 : 6 für Velbert.
Damit führt der BSV Velbert die Ligatabelle klar mit 10 : 0 Punkten, einer Partiendifferenz von +28 und einem Mannschafts-GD von 1,13 an, deutlich vor den Verfolgern BC International mit 9 : 3 und BA Berlin mit 7 : 5 Punkten, beide bereits mit einer Partie mehr auf dem Konto.
Fazit: Das Wochenende in Berlin war schön und die beiden Siege extrem wichtig – das Projekt Wiederaufstieg geht weiter…